Einbruch- und Diebstahlschutz wird oft nur mit Immobilien in Verbindung gebracht, aber statistisch gesehen wird etwa jede halbe Stunde in Deutschland auch ein Auto entwendet. Die PKW Diebstahlzahlen sind zwar einerseits stark gesunken, aber andererseits ist der wirtschaftliche Schaden der Betroffen weiter gestiegen.
Autodiebe haben 2018 15.037 kaskoversicherte Autos gestohlen. Das waren 14 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Zahl der Pkw-Diebstähle sank damit auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. Mitte der 90er-Jahre hatten die Versicherer noch rund 100.000 Diebstähle pro Jahr registriert. Weiter gestiegen ist hingegen der wirtschaftliche Schaden für die Bestohlenen: Nach dem am 17.10.2019 veröffentlichten Kfz-Diebstahlreport des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zahlten die Versicherer für jeden Diebstahl im Durchschnitt mehr als 19.800 Euro (plus sieben Prozent). Insgesamt verursachten Autodiebe im Jahr 2018 Schäden von 298 Millionen Euro.
Das Problem ist ja nicht nur die Frage des kompletten Fahrzeugdiebstahls, sondern auch, dass der Fahrzeuginhalt, wie z.B. Wertgegenstände wie Handy, Laptop usw. meistens nicht mitversichert sind oder manchmal auch unersetzliche Erinnerungsstücke abhanden kommen. Während die Fahrerassistenzsysteme immer besser werden und die Fahrsicherheit erhöhen, lässt der Einbruchschutz zu wünschen übrig. Daher lohnen sich zusätzliche mechanische und elektronische Fahrzeugsicherungen.
Seit 1998 müssen PKW neben mechanischen Schlössern auch über eine sogenannte „elektronische Wegfahrsperre“ verfügen. Dies ergibt sich aus § 38a der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO). Mittlerweile gibt es drei Generationen der Wegfahrsperre. Eine gute Übersicht über die Funktionen bietet z.B. die Allianz Direct. Das Problem ist aber, dass auch Diebe über entsprechende technische Einrichtungen zum Kopieren von Fahrzeugschlüsseln und Funksignalen verfügen. Tipps zum Schutz vor Autodieben gibt es bei der Polizei. Ebenfalls für das sogenannte „Keyless-Go“ System, dessen Überlistung durch Verlängerung der Funkstrecke des Schlüssels derzeit mal wieder in den Medien diskutiert wird. Zusätzlich gibt es einige mechanische Zusatzsicherungen wie z.B. Gangschaltungs-, Lenksäulen- und Pedalsperren, Parkkrallen sowie elektronische Sicherungen in Form von Alarmanlagen oder GPS-Ortungssystemen verschiedener Hersteller.
Sicherheit bei Wohnmobilen
Die Sicherheit bei Wohnmobilen bringt eine Besonderheit mit sich, da diese Fahren, Wohnen und manchmal auch Arbeiten vereinen und daher auch den Schutz der Nutzer bei Anwesenheit bieten sollten. Hierzu habe ich die CMT 2020, die Camping- und Freizeitmesse in Stuttgart und dort einige Aussteller, die sich mit Einbruchs- und Diebstahlsicherungen von Wohnmobilen beschäftigen, besucht.
Die CMT hat ihren Status als weltweit größte Publikumsmesse für Tourismus und Freizeit eindrucksvoll untermauert: „Wir freuen uns über rund 300.000 Besucher, die binnen neun Tagen unser Messegelände und die insgesamt 2161 Aussteller besucht haben. Ein absoluter Rekord!“, sagte Roland Bleinroth, Geschäftsführer der Messe Stuttgart, zum Abschluss der CMT 2020. Quelle: Schlussbericht CMT 2020 Messe Stuttgart
Sicherheit für Campingfenster
Leider ist es bei Wohnmobilen in Bezug auf Fenster und Türen wie bei den Immobilien – meistens werden nur Standardbeschläge und -Schlösser verbaut. Diese lassen sich schnell überwinden. Diese Erfahrung hat auch Dietmar Hentschel gemacht. Er ist selbst Camper und wurde bei einem Urlaub in Frankreich Opfer eines Einbruchs in sein Wohnmobil. Nach dem dadurch bedingten Abbruch seines Urlaubs versprach er seiner Frau entsprechende Sicherungen anzubringen. Doch weit gefehlt … es gab nichts am Markt. So beschloss der Diplom Ingenieur selbst tätig zu werden und ließ aus Edelstahl Sicherungen für die Fenster seines Wohnmobiles anfertigen. Diese kamen auf den Campingplätzen bei anderen Campern so gut an, dass sie ihn fragten, „wo man die denn kaufen könne …“ So kam er auf die Idee die Firma WOMO-SICHERHEIT zu gründen. Heute hat das Unternehmen eine Lösung für jedes Fenster oder Dachluke eines Wohnmobiles parat. So sind inzwischen über 100 Produkte entstanden. Die Besonderheit: Die Sicherungselemente lassen sich einfach ohne bohren und schrauben anbringen.
In diesem Video gibt es einen Überblick über das Sortiment von WOMO-SICHERHEIT:
Dieses Video zeigt einen Einbruchversuch live auf der CMT 2020 in Stuttgart:
Safes & more
Die Firma Mobil-Safe aus dem norddeutschen Wanna bei Cuxhaven stellt in eigener Herstellung Kleintresore sowie Zubehör für Wohnmobile her. Dies ermöglicht somit auch Sonderanfertigungen. Die Safes werden aus 3 mm SM-Stahl (Siemens-Martins-Stahl) gefertigt und ist mit einem schlag- und kratzfestem Strukturlack lackiert. Die Tür wird aus 5 mm SM-Stahl hergestellt und mit einem Doppelbart-Sicherheitsschloss mit 7 Zuhaltungen des deutschen Schloßherstellers Steinbach & Vollmann (STUV) ausgerüstet. Elektronische Schlösser werden aufgrund der hohen Vibrationen im Fahrbetrieb nicht verwendet. Die Tresortür ist nach dem Entriegeln komplett herausnehmbar. Eine Mangan-gehärtete Schlossplatte erschwert das Aufbohren. Durch die 3 cm innenliegende Tür ist der Mobil-Safe zusätzlich gegen das Aufhebeln geschützt. Außerdem ist die Tür mit einem 15 mm Hintergriffwinkel auf der gesamten Breite gesichert. Beim Einbau in ein Wohnmobil werden die Safes fest mit dem Fahrzeugboden verschraubt. Außerdem ist eine Befestigung mit Blindnietmuttern oder alternativ mit Dekalin Kraftklebstoff möglich. Die Safes gibt es in verschiedenen Größen und für weit verbreitete Fahrzeugträger von Citroen, Fiat, Mercedes Peugeot, Renault oder VW bereits passend z.B. für Türablagen oder Sitzsockel.
Eine häufige Einbruchsmethode ist das Durchstechen an der Dichtung der Griffschale der Türschlösser mittels Schraubendreher, welcher dann durch Erreichen des Gestänges einfach die Schließfunktion der Tür ausführen kann. Hierzu bietet das Unternehmen Mobil-Safe eine exklusive Lösung mittels der Stechschutzplatte für sämtliche Türen gängiger Transporter an, welche ohne Verschraubung unterhalb der Griffschale angebracht wird, da sie die vorhandenen Befestigungspunkte nutzt. In Kooperation mit der Firma HEOSolution bietet das Unternehmen zudem zahlreiche weitere Kastenschlösser zur Sicherung der Türen von Wohnmobilen an.
GPS-Ortung
Das Unternehmen ebi-tec GmbH aus Weissach im Tal in Süddeutschland beschäftigt sich mit permanenter Fahrzeugortung sowie GPS-Alarmanlagen in Form von Einbruchmeldung und Fahrzeugortung per SMS. Die neueste Generation des Alarm- und Ortungssystems „GPS 4.0 Edition Car Protect“ hat auch eine Schutzfunktion gegen sogenannte „Jammer“. Beim „Jamming“ versuchen Diebe mit speziellen Störsendern die Kommunikation der Alarmanlage mit Satelliten und Telefonnetz zu stören, damit diese nicht auslösen kann. Das GPS Alarm-System detektiert diese und setzt mit Hilfe verschiedener Frequenzen in geschickter Taktik dennoch Alarmmeldungen ab. Die „Inkognito Standby-Funktion“ verhindert, dass das System erspäht werden kann. So bekommt der Täter den stillen Alarm gar nicht mit. Gesendet werden u.a. Informationen über den Standort über den Link zu Google Maps oder Cellidfinder.com bei schlechtem Empfang und der Grund für die ausgelöste Alarm SMS. Die externe Spannungsversorgung beträgt 6,8 – 32 V (DC). Die kleinen flachen Geräte sind für den Einbau in Kraftfahrzeuge zugelassen und verfügen über einen internen Notstrom-Akku. Das System wird von der Polizei empfohlen und einige Versicherungen gewähren Rabatte bei der Verwendung.
Elektronische Sicherungen
Die Thitronik GmbH ist ein inhabergeführtes Unternehmen mit Sitz in Eckernförde. Das Unternehmen hat sich auf die Entwicklung und Produktion von elektronischen Sicherheitslösungen für Reisemobile, Wohnwagen, Nutzfahrzeuge und Yachten spezialisiert. Zum Sortiment zählen Alarmanlagen, Gaswarner, Ortungssysteme und weiteres Zubehör. Das Alarmsystem „WiPro III safe.lock“ beseitigt die fahrzeugseitige Sicherheitslücke, die durch uncodierte Fahrzeugschlüssel verursacht wird. Betroffen sind Reisemobile und Nutzfahrzeuge der Fabrikate Fiat Ducato, Citroen Jumper, Peugeot Boxer und Iveco Daily der Baujahre 2006 bis 2018. Das Funkalarmsystem „WiPro III safe.lock“ arbeitet auf der Frequenz 868 MHZ und nutzt keine Bewegungsmelder, sondern an die Fensterrahmen angepasste Funk-Magnetkontakte. Dadurch wird die Fahrzeug-Außenhaut gesichert und die Alarmanlage kann auch bei Anwesenheit aktiviert werden. Zusammen mit dem System „Pro-finder“ wird der Kunde im Alarmfall informiert und kann das Fahrzeug orten und sogar stilllegen. Die Funkalarmanlage ist Modular aufgebaut und weitere Komponenten können über das „easy add System“ eingebunden werden. Über die Thitronik App lassen sich alle Funktionen des Systems bedienen sowie das Fahrzeug öffnen und schließen, orten und weitere Features wie z.B. eine Lüftung ansteuern. Gaswarner für verschiedene Gase sind ebenso integrierbar wie Funk-Kabelschleifen mit der auch Wertsachen wie z.B. Anhänger, Campingmöbel, Zweiräder, Satellitenanlagen oder Sportgeräte außerhalb des Fahrzeuges überwacht werden können. Das Unternehmen verfügt über ein europaweites Servicenetzwerk.“
Fazit
Der Besuch der CMT 2020 in Stuttgart war aufgrund der Vielzahl von Ausstellern und Informationen im Bereich der Campingfahrzeuge, des Zubehörs sowie auch der wechselnden Sonderthemen der Urlaubsmessen sehr lohnenswert. Im Bereich der Sicherheitstechnik gibt es einige Spezialanbieter mit interessanten Lösungen. Offensichtlich wird der Einbruch- und Diebstahlschutz im mobilen Bereich wohl auch erstmal eine Angelegenheit von Nachrüstern bleiben …